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Selbstüberschätzung bei Prognosen

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Wir verwischen den Unterschied zwischen dem, was wir wirklich wissen und dem, was wir glauben zu wissen. Wenn wir Vorhersagen treffen, überschätzen wir uns daher regelmäßig. Pessimisten überschätzen sich ebenso wie Optimisten und Männer eher als Frauen.

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"Eine der wichtigsten psychologisch bedingten Verzerrungen bei Anlegern ist die immer wieder zu beobachtende Selbstüberschätzung. Diese zeigt sich darin, dass Menschen zu viel Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, in die eigene Prognosefähigkeit, sowie in ihre Fähigkeit haben, Informationen richtig beurteilen zu können." Ein Buchauszug: Psychologie der Wirtschaft
"Seine eigenen Kompetenzen zu verklären kann negative Konsequenzen haben: etwa wenn ein Hausarzt sich eine Behandlung zutraut, die er lieber einem Fachkollegen überlassen sollte, wenn jemand sich für eine Berufslaufbahn entscheidet, der er nicht gewachsen ist, oder einen Sport ausübt, der ihm eher schadet als ihn fitter macht." Aus: Psychologie heute - warum wir uns selbst überschätzen
Kognitive Täuschungen vor Gericht: "Selbstüberschätzung kann einen Richter dazu verleiten, dort nicht zu zweifeln, wo er zweifeln sollte. Der Richter beurteilt möglicherweise die Folge eines Verhaltens als vor­hersehbar oder vermeidbar, die es objektiv nicht war; er lehnt unter Umständen ein Aus­standsbegehren ab, weil er nicht an seiner Fähigkeit zweifelt, den Fall objektiv und unpar­teiisch zu beurteilen. Generell gesagt macht es Selbstüberschätzung schwieriger für Richter und Richterinnen, einzusehen und zuzugeben, dass sie Fehler machen." Quelle: http://www.decisions.ch/dissertation/diss_selbstueberschaetzung.html
"Stopp!, rufen jetzt (...) die beiden US-Wissenschaftler Dominic Johnson (Universität von Edinburgh) und James Fowler (Universität von Kalifornien in San Diego). In ihrer Studie, die gerade im angesehenen Fachjournal “Nature” erschienen ist, widmen sie sich dem Hang zur Hybris aus einer evolutionären Perspektive. Ihre Ausgangsfrage lautet: Wenn Selbstüberschätzung wirklich so gefährlich ist – warum hat sie dann im Laufe der Jahrhunderte überlebt? Die zugegebenermaßen diskutable Antwort lautet: weil Selbstüberschätzung notwendig und nützlich ist." Aus: Overconfidence-Effekt - Übermut tut manchmal gut
Andreas Brendel erläutert anhand einiger Beispiele und einer ausgewählten Studie Entstehung und Bedeutung des "Overconfidence" und kommt dabei zu folgendem Schluss: "Werden Entscheidungen von Overconfidence beeinflusst, kann es zu unüberlegten und damit falschen Entschlüssen führen, die für ein Unternehmen starke negative Auswirkungen haben kann. Entsprechend sollte man sich der Möglichkeit des Auftretens von Overconfidence bewusst sein. Aufgrund des unbewussten Charakters von Overconfidence in Entscheidungssituationen, ist ein Entgegenwirken allerdings nur teilweise möglich. Da Overconfidence nahezu immer in schwacher Intensität vorhanden ist, muss es auch einen positiven Effekt geben. Overconfidence fördert z.B. die Zufriedenheit. Diese Zufriedenheit motiviert Menschen, Ziele zu erreichen. Beispielsweise ist die Gründung eines Unternehmens nüchtern betrachtet oft schwer umsetzbar, weil zu viele Risikofaktoren bestehen und eine erfolgreiche Umsetzung nahezu unmöglich scheint. Überkonfidentes Handeln ermutigt dazu, dieses Projekt positiv zu betrachten und es erfolgreich durchzuführen. Tatsache ist aber, dass Overconfidence ein Entscheidungsdefekt ist und von allen Entscheidungsträgern als solches anerkannt werden sollte, um qualitativ gute Entscheidungen treffen zu können." Aus: Lexikon der verhaltenswissenschaftlichen Betriebswirtschaftslehre - Overconfidence

Und wenn man auch den Tyrannen ersticht, Ist immer noch viel zu verlieren. Sie gönnten Cäsarn das Reich nicht Und wußten's nicht zu regieren.

Johann Wolfgang von Gothe

Aus: Aphorismen und Gedichte zum Thema Selbstüberschätzung

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